"Vitamin C wird sehr schnell ausgeschieden." Diese Aussage suggeriert, dass die Einnahme nichts nützt. Das Gegenteil ist der Fall. Alle aufgenommenen Moleküle werden mehr oder weniger schnell auch wieder ausgeschieden. Deshalb müssen wir essen, trinken und atmen, um zu leben.
Bei keinem anderen Vitamin halten sich seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hartnäckig einige Fehlinformationen und Vorurteile wie beim Vitamin C. Ein untragbarer Zustand, der Millionen Menschen daran hindert, in Gesundheit zu leben. Dabei definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Gesundheit ist ein Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheiten und Gebrechlichkeit." Und weiter: "Das Bewahren eines Gesundheitszustandes, der den höchsten erreichbaren Normen entspricht, ist eines der fundamentalen Rechte jedes menschlichen Wesens...". Dieses Recht haben offenbar nur wenige. Mit fadenscheinigen Argumenten und Angstmacherei werden die meisten von der physiologischen Verwendung des Ascorbins abgehalten.
Es ist eher selten, dass wissenschaftliche Entdeckungen schnell angewendet werden. Zwei Beispiele hierfür sind die sieben Jahre zwischen der Entdeckung der Kernspaltung 1938 und ihrer Anwendung 1945 sowie die Entdeckung des Insulins 1922 durch Sir F. G. Banting, C. H. Best, J. J. R. McLeod und J. B. Collip und die Behandlung Tausender Diabetiker bereits zwei Jahre später.
Meist verstreichen Jahrzehnte zwischen Entdeckung und Anwendung. Alexander Fleming entdeckte 1929 die antibakterielle Wirkung des Penicillins. Der klinische Einsatz begann 1941 unter W. H. Florey und E. W. Chain.
Bereits im Jahr 1905 entdeckte Walter Krienitz Bakterien im Zusammenhang mit Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Als deren Hauptursachen betrachtete man noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Ungleichgewicht zwischen Magensäure und Magenwandschutzstoffen, Acethylsalicylsäure und psychische Faktoren. 1983 entdeckten die Australier Barry Marshall und John Robin Warren das Bakterium Helicobacter pylori als Ursache der Ulcera. Ungewöhnlich rasch (Wahrscheinlich, weil Marshall mit einem Selbstversuch seinen Ergebnissen Nachdruck verlieh: Er trank eine Lösung mit H. pylori, bekam eine schwere Gastritis und heilte diese mit Antibiotika.) wurde diese Erkenntnis bereits 1989 weltweit von den medizinischen Autoritäten akzeptiert, die beiden Forscher erhielten viele Preise und im Jahr 2005 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Der ungarische Arzt Ignaz Philipp Semmelweis empfahl ab 1847, sich zwischen den einzelnen Entbindungen mit chloriertem Wasser die Hände zu waschen. Damit reduzierte er die Müttersterblichkeit an Kindbettfieber. Die Säuglingssterblichkeit sank von 16 % auf 1 %. Diese Präventionsmaßnahme wurde vom medizinischen Establishment abgelehnt und erst viele Jahre nach seinem Tod 1865 endlich akzeptiert. Wie viele Menschen mussten in dieser Zeit überflüssigerweise sterben?
Spielen Glaubensüberzeugungen eine Rolle, dauert es noch länger. Galileo Galilei trat seit 1610 öffentlich für das heliozentrische Weltsystem des Nikolaus Kopernikus ein und befasste sich auch mit einer Neuinterpretation der Heiligen Schrift. Vor der Inquisition musste er am 22. Juni 1633 seinen "Irrtum" widerrufen und wurde für den Rest seines Lebens zu Hausarrest in seinem Landhaus in Arcetri verurteilt und verbannt. Ihn rehabilitiert und die Verurteilung als ungerechtfertigt bezeichnet hat die katholische Kirche 1992, 359 Jahre später, unter Karol Wojtyla, Johannes Paul II. - vielleicht, weil Kopernikus auch Pole war?
Der Arzt und biochemisch/physiologische Forscher Dr. Albert Szent-Györgyi, geboren in Budapest und in die USA emigriert, hat 1928 das Vitamin C isoliert und wurde dafür 1937 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Bereits damals hatte er erkannt, dass richtig dosierte Vitamine enorme Gesundheitsverbesserungen bewirken können. Trotzdem ignorieren Ernährungswissenschaftler und Ärzte bis heute die Beweise für den Wert einer optimalen Dosierung und empfehlen kaum mehr als die Mindestdosen, die Mitte des 20. Jahrhunderts zur Vorbeugung gegen Vitamin-Mangelkrankheiten festgelegt wurden und bis zum heutigen Tag ihren Niederschlag in den Referenzwerten für die Nährstoffufuhr der Deutschen Gesellschaft für Ernährung finden (jeweils in Milligramm pro Tag), obwohl die Toxizität dieser Substanzen erst in einem Bereich beginnt, der circa 10000-fach höher liegt als diese Minimaldosen. Ein Novum ist die Erhöhung der empfohlenen Tagesdosis für Vitamin D und das Zugeständnis, dass Vitamin D nicht nur gegen die Rachitis eine Rolle spielt, sondern bei allen chronischen Krankheiten erniedrig ist:
Gegen Beriberi genügen 1,0 - 1,4 mg Vitamin B1 (Thiamin), gegen Pellagra 13 - 18 mg Vitamin B3 (Niacin), gegen perniziöse Anämie 0,003 - 0,004 mg Vitamin B12 (Cobalamin), gegen Skorbut 100 mg Vitamin C (Ascorbin) und gegen Rachitis bis 2011 0,005 mg (200 IE), seit 2011 0,020 mg (800 IE) Vitamin D.
Linus Pauling, PhD, erhielt 1970 auf seinen Brief an Szent-Györgyi mit der Frage nach dem Bedarf an Vitamin C folgende Antwort: "Ich habe von Anfang an den Eindruck gehabt, dass die Mediziner die Öffentlichkeit über den Wert der Ascorbinsäure falsch informiert haben. Wenn man mit der täglichen Nahrung keine Ascorbinsäure zu sich nimmt, erkrankt man an Skorbut und, so sagten die Mediziner, wenn man keinen Skorbut bekäme, sei man in Ordnung. Ich halte das für einen schweren Irrtum. Der Skorbut ist nicht das erste Anzeichen für einen Vitaminmangel, sondern ein Krankheitszustand kurz vor dem Tod. Um wirklich ganz gesund zu sein, braucht man viel mehr, sehr viel mehr. Ich nehme selbst etwa ein Gramm täglich. Das heißt nicht, dass dies die optimale Dosis ist, weil wir nicht wissen, was es wirklich bedeutet, völlig gesund zu sein und wieviel Ascorbinsäure wir dafür brauchen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass man völlig gefahrlos jede Menge Ascorbinsäure zu sich nehmen kann."
Über den Einsatz und die Dosierung keiner anderen Substanz wird seit Jahrzehnten so kontrovers diskutiert wie über das Vitamin C. Postfaktisches Denken ist keineswegs neu. Schon immer gab es Vorurteile, Unwahrheiten und unlogische Totschlagargumente. Auf der einen Seite heißt es: Wenn Sie sich gesund ernähren, haben Sie alles, was Sie brauchen (Gesundes-Essen-Hypothese). Andererseits wird argumentiert: Seit Jahrzehnten wird die Bevölkerung hinsichtlich des Vitamin C im Mangelzustand gehalten (Mangelversorgungs-Hypothese).
Würde die erste Hypothese stimmen, müssten alle, die sich gesund ernähren, vor Gesundheit nur so strotzen. Das ist bekanntlich leider nicht der Fall. Zahlreiche Studien widerlegten diese Hypothese, bei der es sich eher um eine These, einen Leitsatz handelt, dessen Begründung in Frage steht, die aber gebetsmühlenartig wiederholt wird. Das Deutschlandradio Kultur titelte: „Das europäische Schweige-Epos – die EPIC-Studie“ (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition, über 500000 Teilnehmer, zahlreiche Publikationen) und lässt die „Elite von Europas Ernährungsforschern“ zu Wort kommen: „Es wird allgemein angenommen, dass man Krebs durch eine hohe Aufnahme von Obst und Gemüse vorbeugen kann. Leider haben die uneinheitlichen Ergebnisse vieler Studien es nicht erlaubt, eine inverse Beziehung zwischen dem Obst- und Gemüsekonsum und dem allgemeinen Krebsrisiko zu etablieren.“ Der „statistisch wertlose“ Schutz liegt bei maximal drei Prozent, und dies bei „schweren Trinkern“, die große Mengen an Obst und Gemüse essen.
Es ist nicht immer leicht, subjektive Einflüsse und Interessenkonflikte abzuwehren. Bekannt ist beispielsweise seit Jahren, dass die Hälfte der Leitlinienautoren Verbindungen finanzieller Art zur Industrie pflegt. Das wird so zur Kenntnis genommen, auch hinterfragt, aber nicht geändert. Dabei sollten vor allem die von der Bevölkerung durch Steuern und Versicherungsbeiträge finanzierten Universitäten in der Lage sein, unabhängig zu forschen. In der Tat kommt ein großer Teil der Forschungsgelder von der Industrie und wird für deren Interessen verwendet. Erst in zweiter Linie ist das Wohl der Bevölkerung gefragt. Darüber hinaus werden Verbesserungen und Neuerungen industriell in der Regel nur eingeführt, wenn sie auch ein Mindestmaß an Rendite versprechen. Nützliches mit weniger als 15 Prozent Rendite wird uns so vorenthalten.
Manchen fällt Umdenken schwer, aus ideologischen, persönlichen oder finanziellen Überzeugungen und Überlegungen.
Bereits in der ersten Hälfte und in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden fundamentale Erkenntnisse über das Vitamin C erarbeitet. Sie sind überzeugend, beeindruckend, richtig und reproduzierbar. Sie sind so gut, dass sie die Menschheit vor einigen Krankheiten bewahrt hätten, wären sie befolgt worden. Sie wurden der Bevölkerung vorenthalten, was die Mangelversorgungs-Hypothese bestätigt.
Obwohl Ascorbin eine enorme therapeutische Breite besitzt und eine der sichersten Substanzen ist, die wir kennen, wird mit 100 Milligramm pro Tag eine Minimaldosierung empfohlen, die nicht einmal den Präskorbut vermeidet, aber keinesfalls überschritten werden sollte. Dafür gibt es keine rationale, wissenschaftliche Begründung. Auf jeder Packung muss per Gesetz stehen: „Empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschreiten. Kein Ersatz für eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung und gesunde Lebensweise.“ Obwohl ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensweise nachgewiesenermaßen nicht vor Krankheiten schützen.
Die auf die psychologisch subtile Werbung für Süßigkeiten, Fertiggerichte und Junk Food Hereingefallenen müssen darauf nicht verzichten, da die Fünfmal-am-Tag-Obst-und-Gemüse-Kampagne nach Studienlage nur unwesentlich besser ist als eine herkömmliche Ernährungsweise. Aber: Man sollte auf das Gebot der Mäßigung achten, da wir mittlerweile durchschnittlich zehnmal mehr Zucker aufnehmen, als wir biochemisch verarbeiten können.
Eigenartigerweise werden auch Gesundheitsapostel krank, weil mit einem gesunden Essen allein viele Krankheiten eben nicht verhindert werden können. Der Begriff Nahrungsergänzungsmittel ist äußerst unglücklich gewählt. Es geht nicht um eine Ergänzung der Nahrung mit irgendetwas, sondern um die ausreichende Versorgung unseres Körpers mit Stoffen, die zum optimalen Ablauf biochemischer Reaktionen und zur Vermeidung degenerativer Vorgänge gebraucht werden. Aus Sicht der Evolution ist es völlig belanglos, wie alt und krank Menschen werden, solange sie sich fortpflanzen. Deshalb kann man nicht voraussetzen, dass unser Nahrungsangebot ein langes Leben in Gesundheit sicherstellt.
Es geht um ärztliche Behandlungen, nicht mit xenobiotischen Medikamenten, sondern mit körperbekannten, natürlichen Substanzen, die im Sinne von Medikamenten eingesetzt werden. Ihre Definition als Lebensmittel ist willkürlich. Pars pro toto. Kein Mensch käme auf die Idee, Schweine-Insulin als Lebensmittel zu bezeichnen. Aber 5-Hydroxy-Tryptophan soll ein Lebensmittel sein? Es ist ein Bestandteil eines Nahrungsmittels, so, wie ein Motor kein Auto ist, sondern Bestandteil eines Autos.
Nicht nur zur Krankheitsprävention sind natürliche Moleküle geeignet, sondern auch zur Behandlung. Nur wenn damit die Krankheitsvermeidung oder Therapie nicht mehr gelingt, müssen Medikamente eingesetzt werden oder es werden Operationen nötig. Der klügere Weg ist die Vorbeugung. Wie die Beispiele Insulin oder L-Thyroxin bei der Hypothyreose zeigen, sind orthomolekulare Therapien im Repertoire der konventionellen Medizin. Nur das Ascorbin fehlt hier noch in seiner richtigen Dosierung.
Um unseren Schutz vor Krankheiten zu torpedieren, liest man immer wieder Schlagzeilen wie diese: „Verbraucherzentralen warnen vor Überdosis. Wie gesund sind Nahrungs-Ergänzungsmittel? Nahrungsergänzungsmittel versprechen Gesundheit. Sie können aber auch schaden.“ Fakt ist, dass weltweit kein einziger Mensch durch den Verzehr von Mikronährstoffen gestorben ist, aber jährlich in Deutschland mittlerweile 60000 Menschen an Medikamen-ten-Nebenwirkungen sterben. Tendenz stetig steigend. Warum berichtet die Presse im Sommerloch darüber nicht in gleicher Häufigkeit wie über "schädliche" Vitamine?
„Empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschreiten.“ steht auf allen Packungen. Die Verzehrmenge ist niedrig, gesetzlich festgelegt und in der niedrigen Dosierung nicht immer richtig wirksam. Munition für Schlagzeilen, wie diese: Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig und helfen nicht.
Es ist ein Leichtes, zu beweisen, dass eine Substanz nicht wirkt. Man muss nur unterdosieren und zu wenig davon einsetzen. Das ist der Trick im Umgang mit Ascorbin und die daraus resultierende chronisch kontroverse Debatte um seine Wirksamkeit. Genauso leicht ist es, zu beweisen, dass Ovulationshemmer nicht wirken, wie ein Pionier der Orthomolekular-Medizin aufzeigte: Statt täglich eine Tablette zu verordnen empfiehlt man nur die Einnahme einer Tablette pro Woche oder pro Monat. Dadurch wird die Ovulation nicht unterdrückt und die Schwangerschaftsraten sind in der Verumgruppe genauso hoch wie in der Kontrollgruppe.
Hartnäckige Vorurteile, Fehlinformationen und absichtlich fehlerhaft konzipierte Studien verstärken den Schaden für die Gesundheit der Bevölkerung. Das irrationale Gefühl, die Aufnahme von Vitamin C müsse, als ob es sich um ein Gift handele, so niedrig wie möglich gehalten werden, scheint orthodoxe Schulmediziner zu dominieren. Eine Einstellung, die bei nebenwirkungsreichen Pharmaka angebracht ist, wird auf Ascorbin übertragen, obwohl von diesem Vitamin bekannt ist, dass es eine extrem niedrige Toxizität hat.
Empfohlen wird Erwachsenen eine tägliche Ascorbin-Zufuhr von 100 Milligramm. Wie kam man auf diese Dosis? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betrachtet die Vitamin C-Konzentration im Blutplasma als „Spiegel des Versorgungszustandes“, beruft sich auf die sogenannte VERA-Studie von 1992 und definiert nach dieser den Bereich von 37 bis 121 µMol/L als Normbereich für die Vitamin C-Konzentration. Nicht der Bedarf, der zur Gesunderhaltung und Krankheitsvermeidung nötig ist, wird herangezogen, geschweige denn untersucht oder geschätzt. Es wird einfach der Status quo als Normbereich definiert. Wissenschaftlich betrachtet ist das fragwürdig.
Für Werte unter 37 µMol/L (0,65 mg/dl) im Blutplasma wurde eine ungenügende Vitamin C-Zufuhr angenommen und für Werte unter 20 µMol/L (0,35 mg/dl) wurde Mark Levine 1 zitiert und die Symptome als „vorklinische Symptome“ eines Ascorbinmangels bezeichnet. Wir bezeichnen diese Symptome, als da sind laut DGE „Müdigkeit“, „Leistungsschwäche“, „Beeinträchtigung des seelischen Wohlbefindens“, verzögerte Rekonvaleszenz, „Infektanfälligkeit“ und „schlechte Wundheilung“ als Präskorbut. Was ist daran „vorklinisch“? Nur der Scorbut, bzw. die Moeller-Barlowsche Krankheit bei Säuglingen wird anscheinend als Vitamin C-Mangelkrankheit anerkannt.
Unter Einbeziehung Levines Publikation zur Ascorbin-Kinetik und anderer Veröffentlichungen kommt die DGE zum Entschluss, Ascorbin-Plasmaspiegel >50 µMol/L seien erstrebenswert und mit der Zufuhr von 90-100 mg Vitamin C pro Tag erreichbar. Schwangeren empfiehlt sie 110 mg. Damit landen diese im dritten Trimenon bei einem durchschnittlichen Blutspiegel von 0,35 mg/dl (20 µMol/L) im Präscorbut mit den entsprechenden Beschwerden.
Levines Empfehlung einer Tagesdosis von bescheidenen 200 mg auf Grund seiner kinetischen Untersuchung fand keinen Einzug in die Überlegungen. Carr zitierend glaubt die DGE, mit der Gesamtzufuhr vom 90-100mg Vitamin C pro Tag „eine optimale Verringerung des Risikos chronischer Erkrankungen, speziell der Morbidität und Mortalität infolge Herz-Kreislauf- und Krebskrankheiten“ erzielen zu können. Das erwies sich als Irrtum und Wunschdenken.
Auch im therapeutischen Bereich, in der Onkologie beispielsweise, wurde versucht, den Nutzen des Ascorbins zu entwerten. Anders sind die Aussagen von Moertel, Seniorautor zweier Ascorbin-Studien der Mayo-Klinik, und Wittes, des damaligen Sprechers des National Cancer Instituts der USA, nicht zu interpretieren. Sie verkündeten 1985 „energisch“, dass ihre zweite Studie endgültig und definitiv gezeigt habe, dass Vitamin C gegen fortgeschrittenen Krebs keinen Wert habe, und empfahlen, dass keine weiteren Studien über Vitamin C mehr gemacht werden sollten.
Mit diesem Verdikt wurde versucht, die bahnbrechenden Arbeiten von Cameron, Campbell und Pauling zu entwerten. Neben der Unwissenschaftlichkeit, anderen Forschern einen Maulkorb verpassen zu wollen, waren ihre Studien nicht mit denen von Cameron vergleichbar, da sie nicht das gleiche Protokoll verwandten, sondern unterdosierten.
Cameron et al. zeigten eine erheblich längere und lebensqualitätsmäßig bessere Überlebenszeit von ausbehandelten Malignompatienten („untreatability“), wenn ihnen am Beginn der Behandlung über circa 10 Tage Vitamin C intravenös (10g/Tag) und anschließend lebenslang täglich 10 Gramm oral gegeben wurden. Die durchschnittliche Überlebenszeit war mit 210 Tagen 4,2-mal länger als die der Vergleichsgruppe mit 50 Tagen.
Das war 1976. Zwei Jahre später wurden folgende Resultate veröffentlicht: Die mittlere Überlebenszeit war mit 300 Tagen 5,6-fach länger als in der Vergleichsgruppe. Zweiundzwanzig Prozent von insgesamt 100 Behandelten lebten länger als ein Jahr. In der Kontrollgruppe (1000 Patienten) waren dies nur 0,4 %. Acht Prozent lebten im Mittel 3,5 Jahre und die maximale Überlebenszeit lag bei 14 Jahren.
Die Mayo-Klinik kam aus folgenden Gründen zu anderen Resultaten: Das Moertel-Protokoll verwendete kein intravenöses Vitamin C, gab es nicht lebenslang, sondern im Median nur zweieinhalb Monate und verabreichte Vitamin C auch an die Placebogruppe. Kein Patient verstarb während der Ascorbineinnahme. Die Patienten wurden dann zwei Jahre nachbeobachtet und zeigten eine ähnliche Mortalität wie die Kontrollgruppe. Nicht erwähnt wurde, dass sie kein Vitamin C erhielten, als sie starben, und dass sie auch lange Zeit vor ihrem Tod (Median 10,5 Monate) keines erhielten. Die meisten Patienten der Mayo-Studie hatten vorher Chemotherapie erhalten, die der Vale of Leven-Studie hingegen nur in 4 %, ein weiterer entscheidender Unterschied.